Antibiotika ohne Rezept?

Antibiotika sind sehr oft der letzte und erlösende Ausweg einer Frau, die unter einer Blasenentzündung leidet. Auch Du hast Dir sicherlich oft in dieser Situation gewünscht, Antibiotika ohne Arztbesuch kaufen zu können – doch zu welchem Preis?

Blaseninfektionen könnten mit Antibiotika ohne Rezept behandelt werden

Wichtig für Dich – dieser Beitrag beantwortet folgende Fragen:

  • ​Wie sinnvoll die Verabreichung von rezeptfreien Antibiotika wäre.
  • Welche Chancen und Risiken ​sich für Patientinnen ​ergeben würden.

Antibiotika ohne Rezept?

Wiederholte unkomplizierte Blasenentzündungen könnten nach Auffassung des britischen Mediziners Kyle Knox von der University of Oxford von den betroffenen Frauen in Eigenregie mit Antibiotika therapiert werden.

Dies würde die Verzögerungen durch die Verschreibungspflicht und den hiermit erforderlichen Arztbesuch vermeiden, erläutert Knox im renommierten „British Medical Journal“ (BMI).

Damit begibt sich Know auf ein sehr kontroversielles Terrain, denn der übermäßige Einsatz von Antibiotika wird angesichts der Gefahr resistenter Keime zunehmend kritisch bewertet und es scheint daher nur richtig, die Einnahme grundsätzlich an eine ärztliche Verschreibungspflicht zu koppeln.

Wie viel Eigenverantwortung kann man betroffenen Frauen einräumen?

blasenentzuendung.help weiß zwar, dass vielen Frauen dadurch größere Schmerzen über längere Zeiträume erspart werden könnten. Andererseits sehen wir hier auch eine mentale Komponente: Antibiotika sind aus guten Gründen verschreibungspflichtig, und es sollte durch eine Art Freigabe keineswegs der Eindruck erweckt werden, die Einnahme von Antibiotika sei eine harmlose Angelegenheit.

Doch Kyle Knox kommt in Bezug auf die Blasenentzündungen bei Frauen zu einer anderen Einschätzung. Der Mediziner sprach sich für einen Wegfall der Verschreibungspflicht bei dem Wirkstoff Nitrofurantoin aus, der als Antibiotikum zur Behandlung der akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen eingesetzt wird.

Jede dritte Frau erlebt schon früh eine Harnwegsinfektion, Blasenentzündungen sind laut Aussage des britischen Mediziners bei sexuell aktiven Frauen und Frauen in der Menopause durchaus verbreitet.

​Frauen sind aufgrund ihrer Anatomie deutlich häufiger betroffen als Männer. Knapp ein Drittel der Frauen ha​t schon im Alter von 26 Jahren mindestens eine Harnwegsinfektion erlebt. Meist werden die unkomplizierten Harnwegsinfekte durch Bakterien verursacht und mit einem Antibiotikum kann in der Regel eine Behandlung ohne Folgeschäden erreicht werden, berichtet Kyle Knox. Nur sehr selten drohe die Entwicklung einer Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung).

Auch ohne medizinische Behandlung sei die Infektionen häufig nach relativ kurzer Zeit wieder überstanden. Allerdings leiden die Betroffenen während der Erkrankung mitunter an erheblichen Schmerzen. Durch die Verabreichung des Wirkstoffs Nitrofurantoin soll hier die Dauer der Infektion und das Ausmaß der Symptome reduziert werden.

Derzeit ist dafür sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland eine ärztliche Verschreibung erforderlich. Drei Millionen Arzttermine könnten wegfallen.

Dem britischen Mediziner zufolge werden in Großbritannien pro Jahr rund drei Millionen Arzttermine wegen unkomplizierter Harnwegsinfektionen fällig. Dies seien rund ein Prozent der Arztkonsultationen insgesamt.

Die Zahlen für Deutschland wird man hier wohl hochrechnen können. Jedenfalls würden erhebliche Kapazitäten frei, wenn die Verschreibungspflicht wegfallen würde.

Als relativ verlässliche Hinweise auf eine Harnwegsinfektion können laut Aussage des britischen Mediziners drei Indikatoren herangezogen werden, die auch ohne Laboruntersuchung feststellbar sind: Nykturie (vermehrtes Wasserlassen), Dysurie (Erschwerte Blasenentleerung) und trüber Urin.

In den meisten Fällen werde den Betroffenen von ihrem Arzt eine Behandlung mit Antibiotika verordnet, überwiegend ohne eine zusätzliche Bestimmung der Erreger im Labor.

Aus den vorliegenden Studien gehe zudem hervor, dass die Einnahme über den Zeitraum von drei Tagen eine vergleichbare Wirkung wie die Antibiotika-Behandlung über einen Zeitraum von fünf bis zehn Tagen habe.

Einnahme von Antibiotika ohne Rezept

Die klinischen Indikatoren Nykturie, Dysurie und trüber Urin können Frauen laut Aussage von Knox auch ohne ärztlichen Rat zu Hause abschätzen. Da ohnehin meist ohne eine weiterer Bestimmung der Erreger Antibiotika verabreicht werden, könnten nicht-schwangere Frauen auch in Eigenregie eine dreitägige Einnahme von Nitrofurantoin angehen, wenn zwei der drei Indikatoren gegeben sind, so Knox weiter.

Der Wirkstoff sei seit den 1950er Jahren bekannt und werde bei kurzen Anwendungszeiträumen im Allgemeinen gut vertragen. Übelkeit und Blähungen seien hier die häufigsten Nebenwirkungen.

Darüber hinaus seien zwei Antibiotika in Großbritannien bereits ohne Rezept in der Apotheken erhältlich: oral Azithromycin gegen unkomplizierte Chlamydien-Infektionen und topisches Chloramphenicol gegen bakterielle Bindehautentzündungen.

Wir von blasenentzuendung.HELP halten Antibiotika für eine sehr häufig leider unvermeidliche, aber dennoch langfristig sehr problematische Lösung. Jede Antibiotikum-Therapie bringt die Frau gefährlichen Resistenzen näher.

Wir halten es jedenfalls für wesentlich klüger, Blasenentzündungen bereits im Vorfeld zu verhindern.

Antibiotika gegen Blasenentzündungen – vielleicht sogar völlig rezeptfrei? Was meinst Du?

Über Marisa

Hi, ich bin Marisa.
Ich beschäftige mich seit 2003 mit Frauengesundheit, sexueller Gesundheit, Zyklen und Verhütung. Meine eigene Blasenentzündungsgeschichte, aber auch mein Interesse für eine natürliche und sichere Verhütung (hormonfrei), haben mich ausführlich zum Themengebiet weiblicher Körper und weibliche Gesundheit geführt (mit Anfang 20).

Für mich stehen die absolute Beschwerdefreiheit und der Einklang mit dem Körper im Fokus, weshalb ich all mein Wissen weitergebe, um diesen Zustand bestmöglich für meine Userinnen zu erreichen.
Alles Liebe!

Marisa
Kommunikationswissenschaftlerin (Magistra) & Gründerin von blasenentzuendung.HELP
Zertifiizierte NFP-Beraterin (Sensiplan®) & unfallfreie Anwenderin seit 2005