Wie es ist, Corona-positiv zu sein

Bei manchen Nachrichten aus den Medien denkst Du nicht, dass sie Dich irgendwann selbst treffen werden. Und dann ging plötzlich alles sehr schnell: die Corona-Epidemie aus China erreichte schlagartig Europa. Ein Virus, der das gesamte Leben aller Länder auf den Kopf stellte, die Zahlen der Erkrankten und Toten stieg sprunghaft an.
Und wären diese Nachrichten und die verordneten Beschränkungen des Soziallebens nicht schlimm genug, kam das bedrohliche Szenario des Virus ganz nahe – nämlich zu mir: ich wurde krank und behördlich auf das Virus SARS-CoV-2 positiv getestet.

Wie ich mich mit COVID-19 infizierte

Wann ich mich mit dem Corona-Virus infizierte, konnte ich zeitlich genau eingrenzen. Wie ich mich infizierte, wusste ich allerdings nicht.

Ich wurde zu einem Zeitpunkt krank (2. März), wo wir in Europa noch am Anfang der Epidemie standen. Es gab noch keine Ausgangsbeschränken und noch keine Einschränkungen des Soziallebens. Zu diesem Zeitpunkt konnte man noch ohne Sicherheitsabständen und Hygienemaßnahmen in Lokalen zusammen mit anderen Leuten sitzen. Und die wenigsten werden sich damals etwas dabei gedacht haben – ob das Corona-Virus bereits im Umlauf ist oder nicht. Auch das Bedrohungsszenario einer (möglicherweise schweren) Erkrankung wurde von vielen als nicht hoch eingeschätzt. Zumindest für sich selbst nicht. Diese Haltung zeigte sich auch in meinem privaten Umfeld bei Freunden und Bekannten.

Da ich bereits im Januar den Ausbruch des Virus in China sehr genau verfolgte und auch meine Rückschlüsse zog, dass diese Viruswelle vor Europa nicht Halt machen würde, unternahm ich bereits im Januar Maßnahmen, um mich nicht mit diesem Virus zu infizieren.
Ich reduzierte alle Kontakte auf ein Minimum, vermied weitgehend Lokalbesuche, achtete genau auf Hygienemaßnahmen und benutzte in dieser Zeit nur wenige Male öffentliche Verkehrsmittel.

Warum?

Ich gehöre definitiv zu keiner Risikogruppe.
Ich nehme keine Medikamente, habe keine Erkrankungen, keinerlei Allergien, hatte nie in meinem Leben geraucht und bin Ende 30.
Nichts, weshalb ich mich vor einem Virus ängstigen müsste.
Theoretisch.

Da ich aber seit vielen Jahren ein medizinisch-interessierter Laie bin und zumindest rudimentäre Kenntnisse von der Verbreitung von Bakterien habe (darum geht es schließlich auch hier in meinem Blog), war mir zumidest klar, was ein Virus im Körper so anstellen könnte.
Die Bilder aus China sprachen auch eine deutliche Sprache zum möglichen Verlauf einer Erkrankung.

Und darauf hatte ich definitiv keine Lust. Risikogruppe hin oder her.
Ich wollte mir dieses Virus nicht zuziehen. Ich wollte kein Versuchskaninchen spielen, ob dieses Corona-Virus doch nur symptomlos an mir vorbei gehen würde oder ob ich vielleicht mit Atemnot im Krankenhaus lande.

Deshalb unternahm ich alles, um das Risiko – selbst zu erkranken – so gut es ging zu reduzieren.

Und ich scheiterte daran.

Rückblickend kann ich sagen: ich vermute dass ich mich entweder in U-Bahn oder Bus angesteckt habe oder auch das eine Mal, wo ich im Café war (wenn auch mit genügend Abstand zu anderen Leuten).
Eventuell hat mich auch eine Person aus meinem Umfeld angesteckt. Aber hier muss ich sagen, dass niemand Krankheitssymptome zeigte (dennoch bleibt die Möglichkeit, dass eine symptomlose Person das Virus hat und es so weitergibt). Ich kann hier nur spekulieren.

Ich war jedenfalls definitiv nicht im Ausland, weder in China noch in Italien und auch nicht in Tirol. Und auch niemand aus meinem Freundes- oder Bekanntenkreis.

Es zeigt aber vor allem eines: ich habe mich mit dem Corona-Virus infiziert und das, obwohl ich so vorsichtig im Alltag mit allen Hygienemaßnahmen umgegangen bin.

Und ich dachte: wenn es mich trifft, kann es jeden treffen.

Der Verlauf der Erkrankung mit COVID-19

Vorweg kann ich sagen: die Erkrankung verlief bei mir nicht harmlos und war auch nicht schnell wieder vorüber. Viele Ärzte und Expterten meinen, dass man mit einer COVID-19-Erkrankung das Schlimmste innerhalb von 14 Tagen überstanden hätte (wenn man kein schwerer Fall ist, der im Krankenhaus beatmet werden muss).
Weit gefehlt. Es gibt einen Bereich dazwischen: zwischen völlig symptomlos (oder mit leichten Symptomen) und einem lebensgefährlichen Verlauf mit Atemnot.

Bei mir fing alles am 2. März an.
Am Abend bekam ich die ersten Krankheitssymptome: mir wurde kalt, ich bekam Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Das Thermometer zeigte 38,20 Grad Fieber an.

Das klingt zwar grundsätzlich sehr nach einem grippalen Infekt. Aber in Zeiten einer Pandemie und einem neuartigen Virus war ich hier vorsichtiger und beobachtete meine Symptome sehr genau.

Tags darauf sollte sich zeigen, dass es kein normaler Verlauf einer Erkältung oder eines grippalen Infekts war.

Das Fieber vom Abend davor war weg und ich sollte auch die Tage darauf kein Fieber oder erhöhte Temperatur mehr bekommen.
Die Gliederschmerzen waren ebenfalls weg.
Die Kopfschmerzen blieben und ich fühlte mich generell müder und geschwächt, entweder fror ich oder ich schwitzte (ohne Fieber) abwechselnd.

In all der Zeit: kein Husten, keine Halsschmerzen, kein Schnupfen.

Das machte mich misstrauisch. Denn wenn ich in der Vergangenheit einen grippalen Infekt oder sogar eine Grippe hatte, waren die Symptome niemals so kurz ausgesprägt. Selbst Fieber war bei mir zumindest ein paar wenige Tage vorhanden. Es war das erste Mal, dass ich nur einen einzigen Abend lang Fieber hatte.
Und ich nahm keine fiebersenkenden Mittel, kein Aspirin oder sonstige Medikamente ein.

Etwa eine Woche später fing es plötzlich an, um den 10. März herum bekam ich Lungenschmerzen. Und trockenen Husten. Die Schmerzen in der Lunge äußerten sich so, wie bei einer leichten Lungenentzündung.
(Da ich vor 10 Jahren in Folge einer Grippe mit 40 Grad Fieber eine Lungenentzündung bekam, konnte ich diese Schmerzen sehr gut zuordnen)

Es war nicht schlimm schmerzhaft, aber es war ein permanentes Brennen und Stechen im gesamten Rückenbereich vorhanden – vom Halwirbel bis bis seitlich im Brustkorbbereich. Das war zumindest höchst unangenehm und bei Bewegung zumindest etwas schmerzhaft.

Zudem machten sich leichte Atembeschwerden bemerkbar: tiefes Einatmen schmerzte mich, deshalb verflachte meine Atmung. Ich bekam aber immerhin noch genug Luft, war aber bei geringster Anstrengung außer Atem.


Meine Krankheitssymptome unter COVID-19 zusammengefasst:

+ Kein Geschmacks- oder Geruchsverlust (normal vorhanden ohne Beeinträchtigungen)
+ Kein Schnupfen, keine Halsschmerzen
+ 1-tägiges Fieber (38,20 Grad, danach Normaltemperatur)
+ Lungenschmerzen (Brennen und Stechen im Rücken, beidseitig) über mehrere Monate
+ Kurzatmigkeit, Schmerzen bei tiefem Einatmen über mehrere Wochen
+ Anhaltende Schmerzen im Brustkorb über Monate
+ Anhaltender, trockener Husten über Monate
+ Mehrwöchige Kopfschmerzen

+ Müdigkeit
+ Gelegentliches Herzklopfen und gelegentliches Stechen
+ Abwechselnd Kältegefühl (Frieren) und Hitzewallungen


Ab dem 16. März traten die Ausgangsbeschränkungen in Kraft. Das Gesundheitssystem wurde bereits davor auf Notbetrieb umgestellt, man konnte Ärzte nicht mehr ohne Weiteres aufsuchen, nur in lebenswichtigen Fällen und unter telefonischer Vereinbarung.

Ich rief daher das erste Mal die Coronavirus-Hotline an.
Meine Beschwerden waren aus meiner Sicht nicht normal und deuteten auf eine Lungenentzündung hin.
Ich hatte die Hoffnung, dass man mir weiterhelfen könnte.

Die Dame am anderen Ende der Hotline war auch schnell und freundlich, nach einigen Fragen zu meinem Wohnort und der genauen Adresse fragte sie mich, ob ich mich in einen der kritischen Gebieten wie China oder Italien aufgehalten hätte.
Ich verneinte.
Ob jemand in meinem Umkreis eine nachgewiesene COVID-19-Erkrankung hätte.
Ich verneinte bzw. sagte, ich wisse es nicht (immerhin wurde die Bevölkerung nicht umfangreich getestet).

Sie meinte, es sei ausgeschlossen, dass ich das Corona-Virus hätte. Damit war das Telefonat beendet.

Ich rief daraufhin meinen Hausarzt an und schilderte meine Beschwerden und dass ich nach der Einschätzung der Hotline nicht mit dem Virus infiziert sein könnte.
Mein Arzt sagte, er könne mich nicht untersuchen, das Risiko einer Infektion sei zu hoch, ich solle das Krankenhaus kontaktieren und einen Test verlangen. Die Symptome, die ich hätte, sprechen sehr für eine Virusinfektion. Ich sei bereits der vierte Patient heute, der ihn mit ähnlichen Beschwerden kontaktiert und er hatte bereits nachgewiesene Fälle.

Der Hürdenlauf bis zum Corona-Test

Nachdem ich nach mehrmaligem Herumtelefonieren schließlich mit einer Ärztin im Krankenhaus Kontakt hatte, wurden alle meine Beschwerden erfasst – und eine Testung veranlasst. Die Ärztin am Telefon verabschiedete mich mit den Worten: „Sollten die Atemnot bekommen oder das Gefühl haben, ohnmächtig zu werden, wählen Sie den Notruf. Alles Gute!“

Das war schon mal ein Anfang.

Aber ich war dennoch nicht weniger besorgt. Denn ich hatte immer noch Schmerzen in der Lunge (was offensichtlich eine Entzündung war), ich wusste immer noch nicht, was in meinem Körper los war und vor allem gab es keinen Arzt, der mich untersuchen oder gar behandeln konnte und wollte.

Ein Zustand, den ich nicht gewöhnt war, den keiner in einem Land wie Österreich/Deutschland gewöhnt ist: nämlich, dass man bei einer Erkrankung keinen Arzt aufsuchen konnte und auch nicht behandelt wurde oder gar Medikamente bekam.

Genau das bedeutet diese Pandemie und die Umstellung auf Notbetrieb im Gesundheitssystem.
Es werden nur noch lebensgefährliche Fälle behandelt.
Viele Ärzte schließen ihre Ordination und sind auch telefonisch nicht mehr zu erreichen.

Zwischenzeitlich hatte ich sogar einmal mit dem Notarzt telefoniert, auch dieser meinte, Allgemeinmediziner seien im Moment schwer zu erreichen. Leider könne man mir nur im Akutfall helfen.

Wenige Tage später – am 21. März – stand schließlich ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde in Schutzkleidung vor meiner Haustüre und entnahm mit einem Stäbchen eine Probe (eine sehr sehr unangenehme Entnahme, wo das Teststäbchen durch die Nase in den Rachen nach unten geführt wird).

Ich würde in etwa einer Woche das Testergebnis bekommen.

Nach mittlerweile 11 Tagen mit meinen Beschwerden, die stellenweise schlimmer wurden (es kamen Herklopfen und eine erhöhte Pulsfrequenz um 95 dazu) und meiner Angst, ob ich schwer erkrankt bin und ob dieser Zustand noch schlimmer werden könnte, arragierte ich mich irgendwie damit, dass sich mein Körper selbst heilen müsse und das schon irgendwie schaffen würde.

Im schlimmsten Fall gäbe es den Notarzt, beruhigte ich mich.

Das Testergebnis: Corona-positiv

Am 27. März bekam ich schließlich das Ergebnis: in Form von zwei Polizisten, die vor meiner Haustüre standen und mir mitteilten „ich sei auf das COVID-19 positiv getestet worden“. Ich stünde unter Quarantäne, dürfe das Haus nicht verlassen und zu keiner Person Kontakt haben. Der Amtsarzt würde sich bei mir telefonisch melden.

Ich weiß nicht, was ich schockierender fand: die Polizei, die so unvermittelt vor meiner Türe stand oder die Nachricht zum positiven Ergebnis. Ich denke, es war doch die Polizei. Denn mit dem positiven Ergebnis rechnete ich aufgrund meiner Symptome irgendwie schon lange.

Wenig später läutete mein Telefon: der zuständige Amtsarzt. Er wiederholte das Ergebnis, ich sei positiv getestet worden. Ob ich mich in Tirol aufgehalten hätte, ob ich in Bars unterwegs gewesen wäre. Ich konnte alles verneinen. Ich erzählte ihm meine Vermutung, dass ich mich über die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel angesteckt haben könnte oder eben über den Besuch eines Cafés.

Ob mein Geruchs- und Geschmacksinn vorhanden wäre oder ob ich Beeinträchtigungen hätte?
Nein, alles wie gehabt vorhanden, ich konnte wie gewohnt alles normal riechen und schmecken.

Keine medizinische Behandlung für Corona-Erkrankte in häuslicher Quarantäne

Ich fragte den Arzt, ob man mir denn nicht weiterhelfen würde. Immerhin hätte ich nach mittlerweile 3 Wochen noch Lungen- und Atembeschwerden, die nicht besser wurden.

Nein, hier könne man nichts tun, es gibt noch keine Behandlung gegen diese virale Lungenentzündung, die helfen könne.
Wenn es denn schlimmer würde, könne ich nur ins Krankenhaus eingeliefert werden. Und nur bei akuter Atemnot.

Ich könne wieder nach draußen gehen, wenn ich völlig symptomlos sei. Damit war das Gespräch beendet.

Egal, mit welchem Arzt ich es also zu tun hatte, die Botschaft war klar: ich müsste diese Krankheit alleine und ohne medizinische Betreuung durchstehen. Keine Untersuchungen, nichts. Es gäbe auch nichts, was den Verlauf bessern oder lindern könne.

Survival of the fittest.

In dieser Zeit hat mir zumindest ein Wissenschaftler sehr geholfen, das Corona-Virus und die COVID-19-Erkrankung besser zu verstehen: Christian Drosten, Leiter der Virologie in der Berliner Charité.

Sein Podcast hat mir irgendwie Zuversicht gegeben.
Er ist einer der wenigen umfangreichen Informationsquellen, die es im Internet zum Virus gibt – sachlich, fachlich fundiert und gut verständlich.

Mittlerweile sind 53 Tage vergangen (Stand: 24. April) als ich erste Anzeichen einer COVID-19-Erkrankung zeigte.

Und ich bin immer noch nicht komplett beschwerdefrei.

Geblieben sind mir immer noch der trockene Husten und die Schmerzen im Lungenbereich (die sich zum Glück deutlich gebessert haben).

Ich merke, dass ich immer noch schnell erschöpft bin, wenn ich ein wenig in der Natur spazieren gehe.
Aber immerhin: ich kann wieder schmerzfrei durchatmen und bin nicht mehr so schnell kurzatmig. Darüber bin ich bereits sehr glücklich.

Update 11. September: es hat insgesamt 11 Wochen gedauert bis ich komplett beschwerdefrei wurde. Ich kann zum Glück sagen, dass ich keine Beeinträchtigungen behalten habe und Folgeerscheinungen bezüglich der Beschwerden habe.

Was allerdings geblieben ist: nach einer CT-Untersuchung im September konnte man auf meiner Lunge feine Vernarbungen des Lungengewebes erkennen. Diese beeinträchtigen mich nicht, auch der Lungenfunktionstest ist bei mir sogar über der Norm. Aber es zeigt, dass etwas zurück geblieben ist.

Zusammengefasst gesagt: diese Lungenerkrankung COVID-19 ist vieles, aber sicher nicht harmlos. Und nicht mal auf die Lunge alleine beschränkt.

Zeit Online hat in diesem Artikel sehr detailiert veranschaulicht, wie das Virus in den Körper gelangt und was es dort alles anstellt und welchen Verlauf die Ekrankung nimmt.

Bei der COVID-19-Ekrankung ist sogar der gesamte Körper betroffen, so wurden etwa neurologische Komplikationen festgestellt.

Immer mehr Ärzte berichten auch über langfristige Folgeschäden im Körper.

Hierzu ist auch diese Publikation über die Folgeschäden von COVID-19 sehr aufschlussreich.

Auch für junge und gesunde Menschen kann dieses Virus also gefährlich sein und eine lange Erkrankung nach sich ziehen.

Man weiß nie, wie schlimm es einen selbst treffen kann. Bis man es selbst erlebt.

Wie man anhand meines Erfahrungsberichts sieht.

Über Marisa

Hi, ich bin Marisa.
Ich beschäftige mich seit 2003 mit Frauengesundheit, sexueller Gesundheit, Zyklen und Verhütung. Meine eigene Blasenentzündungsgeschichte, aber auch mein Interesse für eine natürliche und sichere Verhütung (hormonfrei), haben mich ausführlich zum Themengebiet weiblicher Körper und weibliche Gesundheit geführt (mit Anfang 20).

Für mich stehen die absolute Beschwerdefreiheit und der Einklang mit dem Körper im Fokus, weshalb ich all mein Wissen weitergebe, um diesen Zustand bestmöglich für meine Userinnen zu erreichen.
Alles Liebe!

Marisa
Kommunikationswissenschaftlerin (Magistra) & Gründerin von blasenentzuendung.HELP
Zertifiizierte NFP-Beraterin (Sensiplan®) & unfallfreie Anwenderin seit 2005