Blasenentzündungen in der Partnerschaft

Blasenentzündungen können in einer Partnerschaft sehr belastend sein. Die Frau hat die gesundheitlichen Beschwerden. Doch beide leiden – der Mann und die Frau. Wie sich die Beziehung und das Sexualleben eines Paares unter ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen verändert, erfährst Du in diesem Interview.

Blasenentzündung in der Partnerschaft – die Männerperspektive

Wichtig für Dich – dieser Beitrag beantwortet folgende Fragen:

  • Blasenentzündungen können Beziehungen gefährden.
  • Speziell verantwortungsvolle Männer ziehen sich häufig zurück und leiden mit der Partnerin.

Wir wissen, dass regelmäßig wiederkehrende Blasenentzündungen für Frauen eine starke psychische Belastung darstellen. Doch wie geht es eigentlich den Partnern solcher Frauen? Immerhin bekommen Sie die Probleme aus nächster Nähe mit, sind daran vielleicht sogar direkt beteiligt. Wie sehen Blasenentzündungen aus der Partnerperspektive aus? Wie verändert sich die Sexualität in der Partnerschaft, wenn Sex die sogenannte „Honeymoon-Zystitis“ verursacht?

Für diesen Beitrag habe ich den Lebensgefährten einer von chronisch wiederkehrenden Blasenentzündungen betroffenen Frau befragt, wie sich das Thema aus seiner Sicht darstellt.

Wie geht es einem Mann, dessen Partnerin nach dem Sex regelmäßig an Blasenentzündungen erkrankt?

blasenentzuendung.help: Herr Meier, Sie haben mir erzählt, dass Ihre Lebensgefährtin seit Jahren an Blasenentzündungen leidet …

Bernd Meier:

 … so ist es. Zunächst muss ich sagen, dass man als Partner zwar nicht körperlich, aber sicherlich seelisch mitleidet. Und zwar intensiv. Man bekommt den Schmerz, die Verzweiflung, die Ohnmacht der Partnerin genau mit. Man möchte beistehen und helfen, kann aber in Wahrheit überhaupt nichts tun. Meine Partnerin bekam die Blasenentzündungen immer jeweils nach dem Sex. Aber nicht immer und so war jeder Geschlechtsverkehr mit sehr unangenehmen Momenten zwischen Hoffnung und Verzweiflung verbunden.

blasenentzuendung.help: Weil Sie sich nie sicher sein konnten, ob Sie eine Blasenentzündung verursacht haben?

Bernd Meier: 

Genau das ist der Punkt. Jede vaginale Aktivität war mit dem Risiko verbunden, die Partnerin zu infiszieren. Der Penis wird dadurch gefühlt zu einer Art „Injektionsnadel“, mit der man direkt eine Krankheit herbeiführt. Das ist eine starke psychische Belastung und reduziert in letzter Konsequenz den Spaß am Sex auf Null.

blasenentzuendung.help: Wie darf man sich die psychischen Auswirkungen auf die Beziehung vorstellen?

Bernd Meier: 

Auf der psychischen Ebene bekommt man die Ängste der Partnerin mit, man weiß, dass sie sich niemals nur auf die sexuelle Ebene konzentrieren kann. Und diese Furcht spiegelt man als Mann, das heißt, die Gedanken schweifen immer wieder auf eine unerwünschte Ebene ab. Die Angst vor der nächsten Blasenentzündung ist immer mit dabei. Unmittelbar „danach“ läuft sie zur Toilette, duscht in Überlänge. Mixt sich Getränke gegen die Blasenentzündung. Steht in der Nacht mehrmals auf, legt sich wieder nieder. Ein Dauerlauf zur Toilette. Am nächsten Tag oder wenige Stunden später dann das bange Warten, ob die Infektion abgewendet werden konnte. Dazu passend ständig schwankende Stimmungslagen, mehrere Hochs und Tiefs. Und dann – nach bis zu drei Tagen – die Entwarnung. Oder die nächste Blasenentzündung. Einhergehend mit Aggressionen, Frustration und Wut.Von der man natürlich auch einiges abbekommt, denn „irgendwie“ ist man ja schuldig.

blasenentzuendung.help: … wegen der Logik „Kein Sex, keine Blasenentzündung“?

Bernd Meier: 

Exakt. Man ist gleichzeitig schuldig und unschuldig. Und mit jeder weiteren Blasenentzündung wird das Unwohlsein größer, bis man lieber komplett auf Sex verzichtet, bevor man dadurch Blasenentzündungen hervorruft. Irgendwann ist das einfach eine ethische Frage, es geht um Egoismus versus Partnerschaft und letztlich um die Frage, ob es legitim ist, die Partnerin einem derartigen Risiko auszusetzen, nur weil man selbst Sex möchte. Oder sie ihn möchte. Sie können sich vorstellen, dass dieses Problem zu einer starken Belastung für jede Beziehung werden kann.

blasenentzuendung.help: Haben Sie konkrete Versuche unternommen, Ihre Partnerin gegen Blasenentzündungen zu unterstützen?

Bernd Meier:

Selbstverständlich. Man läuft mitten in der Nacht zu Nachtapotheken, um an Antibiotika zu kommen, weil die Partnerin nicht warten kann, bis endlich ein Arzt verfügbar ist. Man streitet mit diensthabenden Pharmazeuten, um auch ohne Rezept ein Mittel zu bekommen. Man brüllt, bittet und bettelt, denn man weiß, dass sonst die ganze Nacht durchgelitten wird. Man begleitet die Partnerin in die Notaufnahme diverser Krankenhäuser, um die starken Schmerzen zu bekämpfen. Man ist beim Sex besonders vorsichtig, man achtet penibel auf die eigene Reinlichkeit, man passt auf extrem darauf auf, „was man mit seinen Händen und Fingern tut“.

blasenentzuendung.help: Haben Sie sich auch selbst auf Krankheitserreger untersuchen lassen?

Bernd Meier: 

Ja, auch das: Irgendwann hat meine Partnerin recherchiert, dass Blasenentzündungen durch Bakterien am Penis des Partners hervorgerufen werden können. Daher ließ ich mich in einer Spezialklinik testen und in der Tat wurden Bakterien und Pilze festgestellt. Als Mann kann man die jahrzehntelang unbemerkt und ohne jegliche eigene Gesundheitsbeeinträchtigung mit sich tragen. Bei der Frau können diese Mikroorganismen allerdings Blasenentzündungen verursachen. Die Behandlung – übrigens mit Canesten, das ich bisher nur durch meine Partnerin kannte – brachte dann leider keinerlei Erfolg bei ihr. War auch irgendwie logisch, denn sonst hätte ja auch die Benützung von Kondomen einen Unterschied ausmachen müssen. Aber auch das war nicht der Fall. Somit blieben dann immer nur die Ursachen mechanische Reibung bzw. Transport von Darmbakterien in die Vaginalregion der Partnerin.

blasenentzuendung.help: Und wie ist Ihre Geschichte dann eigentlich ausgegangen?

Bernd Meier: 

Irgendwann hatte ich überhaupt keine Lust mehr auf Sex. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen, dass meine Lebensgefährtin doch immer wieder eine Therapie aus Antibiotika und Neuaufbau der Vaginal-Flora durchleben musste. Vor allem der Gedanke an in letzter Konsequenz sogar lebensgefährliche Antibiotika-Resistenzen war mir irgendwann zu viel. Denn irgendwann kam es zu einem Punkt, wo sie bereits die meisten Antibiotika „durch hatte“. Und immer weniger wirkten und das Risiko von Resistenzen wurde ja tatsächlich jedesmal größer. Für jeden Mann mit einigermaßen Charakter ist es unerträglich, dass die Partnerin massive Gesundheitsrisiken eingeht, das ist es einfach nicht wert. In der Zwischenzeit haben wir uns getrennt, sicherlich nicht zuletzt wegen der ständigen Blasenentzündungsdramen. Irgendwann wird einem das einfach zu viel. Letztlich funktionieren Beziehungen ohne Sex ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr. Ich habe allerdings gehört, dass ein Partnerwechsel durchaus zum Ende von Blasenentzündungen führen kann. Daher wünsche ihr in diesem Sinne den perfekten neuen Partner!

blasenentzuendung.help: Herr Meier, danke für dieses Gespräch!

 

Über Marisa

Hi, ich bin Marisa.
Ich beschäftige mich seit 2003 mit Frauengesundheit, sexueller Gesundheit, Zyklen und Verhütung. Meine eigene Blasenentzündungsgeschichte, aber auch mein Interesse für eine natürliche und sichere Verhütung (hormonfrei), haben mich ausführlich zum Themengebiet weiblicher Körper und weibliche Gesundheit geführt (mit Anfang 20).

Für mich stehen die absolute Beschwerdefreiheit und der Einklang mit dem Körper im Fokus, weshalb ich all mein Wissen weitergebe, um diesen Zustand bestmöglich für meine Userinnen zu erreichen.
Alles Liebe!

Marisa
Kommunikationswissenschaftlerin (Magistra) & Gründerin von blasenentzuendung.HELP
Zertifiizierte NFP-Beraterin (Sensiplan®) & unfallfreie Anwenderin seit 2005